Reisebericht von Susanne Simonich, 22.05.-12.06.2019
Erstmals, seit unser Verein nach Ende seines Engagements in Lugarawa einen neuen Namen und neue Statuten erhalten hatte, ergab sich für mich heuer die Gelegenheit nach Kifumbe zu reisen um das neue Projekt SHIKAMANA und dessen Protagonisten vor Ort aus nächster Nähe kennen zu lernen.
Warum Kifumbe?
Kifumbe ist ein Dorf mit ca 4000 Einwohnern, das unweit der Stadt Makambako in der Region von Njombe im Südwesten von Tanzania liegt. Wir haben uns für dieses Dorf entschieden, weil unser langjähriger Projektpartner, Father Jordan Mwajombe, dort seit 2018 Gemeindepfarrer ist, nachdem er nach 17 Jahren Arbeit als Pfarrer und Krankenhausverwalter in Lugarawa von dort abgezogen worden war. Wir hatten mit ihm über 10 Jahre lang eine von Offenheit, Transparenz, Ehrlichkeit und Freundschaft geprägte Zusammenarbeit, die wir uns auch für unser neues Projekt erhalten wollten.


Was macht SHIKAMANA?
Seit Ende 2018 haben sich in Kifumbe und den umliegenden Dörfern Menschen zusammengefunden, denen Sozialarbeit ein persönliches Anliegen ist. Der Wunsch der Gemeinden ist es Familien, die unter besonders schwierigen Umständen Waisenkinder aufgenommen haben, zu unterstützen. Ein Projekt dieser Art existiert unter anderem in Mdabulo (150 km von Kifumbe entfernt) und die RDO Mdabulo (Rural Development Organization Mdabulo) ist derzeit auch noch der „Schirmherr“ der Gruppe in Kifumbe. Es ist geplant noch 2019 einen eigenen Verein in Kifumbe zu gründen, der, wie unsere Gruppe hier in Österreich, „Shikamana“ heißen soll. Die Mitarbeiter vor Ort sind in diversen „Boards“ organisiert und haben für die derzeit laufend Pilotphase 44 Familien in 11 Dörfern identifiziert, in denen Waisenkinder Aufnahme gefunden haben.
Ziel des Projekts ist es Familien, die diese zusätzliche Belastung auf sich nehmen zu unterstützen und den Kindern und Jugendlichen eine faire Chance auf Schulbesuch und weitere Ausbildung zu geben. Die Hilfe basiert auf der Verteilung von Naturalien und die Koordinatoren von Shikamana Kifumbe stehen als Ansprechpartner für alle Arten von finanziellen, gesundheitlichen und innerfamiliären Probleme zur Verfügung. Ich selbst hatte bei meinem Besuch die Gelegenheit Verteilungen an die ins Projekt eingeschlossenen Kinder in mehreren Schulen mitzumachen.
Die Kinder bekommen Schuluniformen, Schuhe, Schulhefte und Schreibstifte und der gesamte Haushalt wird mit Öl zum Kochen, Seife und Decken unterstützt. Ich habe mit dem Team aus Fieldworkern, Attendants und Mitarbeiteren der RDO Mdabulo auch einige Familien in ihrem Haus besucht und direkt vor Ort die Verhältnisse und familiären Hintergründe erleben dürfen.
Die Hilfe, die durch das Projekt den Familien zu Teil wird, mag in unseren Augen eher bescheiden ausfallen, aber es ist wohl das, was landesweit als Unterstützung im Rahmen eines Sozialprojekts üblich ist. Es wird auch von den Mitarbeitern deutlich gemacht, dass keine Rundum-Versorgung erwartet wird, sondern dass durch unser Projekt hauptsächlich Hilfe zur Selbsthilfe gewährleistet wird.



Bei den Mitarbeitern vor Ort ist das Problembewusstsein für die Situation von Waisen- und Jugendlichen-Familien und der Wunsch zu helfen schon lange vorhanden, aber bis dato standen sie meist mit leeren Händen da. Sie konnten nur zuhören und hatten nichts zu geben. Jetzt haben sie erstmals etwas in Händen womit sie konkret helfen können. Das Projekt hat im Verhältnis zu seiner kurzen Laufzeit (Jänner 2019) schon großen Zuspruch und es gibt bereits eine lange Warteliste von Familien, die um Unterstützung ansuchen möchten, sobald unser Verein die Mittel hat das Budget entsprechend aufzustocken. Die Projektarbeit soll den sozialen Zusammenhalt der Bevölkerung steigern und den Menschen vermitteln, dass ihr Schicksal anderen nicht gleichgültig ist.
Während meines Aufenthalts in Kifumbe wurde damit begonnen einen Raum auf dem Gelände des Pfarrhofs als „Shikamana Office“ zu adaptieren und mit Stühlen, Tischen, Regalen und Stromversorgung auszustatten. Das Office wird als Stützpunkt und als Versammlungsraum Verwendung finden. Es ist inzwischen fertig gestellt.